Zivis in der Betreuung betagter Menschen: ein Generationenaustausch

Zivis leisten in der Begleitungs- und Betreuungsarbeit alter Menschen einen kleinen, aber feinen Beitrag zum Generationenaustausch. Wissenschaftliche Erkenntnisse dazu liegen bisher aber noch keine vor.

Die Menschen leben tendenziell immer länger. Am Lebensende warten nicht selten Herausforderungen wie physische und psychische Einschränkungen oder Barrieren bei der sozialen Teilhabe. Leben in Einsamkeit und die Aufgabe eines selbständigen Alltages sind keine Seltenheit. Seit gut zwanzig Jahren werden betagte Menschen sowie Berufsgruppen, welche sich um ältere Menschen kümmern, auch von einer Gruppe junger Männer unterstützt: den Zivildienstleistenden, kurz Zivis. Sie helfen bei der Begleitung, Betreuung und Animation. Sie unterstützen beim Transport, leihen ein Ohr und führen Gespräche oder helfen in der Pflege.

Schwerpunkte des Zivildienstes

Zivildienst leistet, wer den obligatorischen Militärdienst nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Der Zivildienst dauert 1,5-mal so lange wie der Militärdienst und kann im Gesundheits-, Sozial- oder Schulwesen, in der Kulturgütererhaltung, im Umwelt- und Naturschutz, in der Landwirtschaft, in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe oder zur Vorbeugung und Bewältigung von Katastrophen und Notlagen, sowie zur Regeneration danach, geleistet werden. Die mit Abstand grössten Einsatzgebiete sind das Gesundheits- und Sozialwesen. Im Jahr 2018 wurden immerhin knapp 277’000 Zivildiensttage in Institutionen für Betagte geleistet. Das entspricht ca. 16,6% aller geleisteten Zivildiensttage und damit dem grössten Einsatzbereich für Zivis (gefolgt von Einsätzen in Spitälern, wo 12,9% der Zivildiensttage geleistet wurden).

Das hat zwei gute Gründe: Erstens ist der Bedarf für Betreuung und Pflege von Menschen ausgewiesen und gross. Und zweitens müssen Zivis, wenn Sie die Rekrutenschule nicht bestanden haben, einen langen Einsatz von 180 Tagen leisten. Diesen langen Einsatz leisten sie in einem sogenannten Schwerpunktprogramm. Die beiden Schwerpunktprogramme sind «Pflege & Betreuung» und «Umwelt- und Naturschutz». Schwerpunktprogramme wurden eingeführt, um die Einsätze von Zivis in den Bereichen zu bündeln, wo Ressourcenmangel und Handlungsbedarf ausgewiesen sind.

Wertvoller Generationenaustausch

Einen wichtigen Beitrag leisten Zivildiensteinsätze in ihrer Begleitungs- und Betreuungsarbeit zum Generationenaustausch. Zivis bringen frischen Wind in die Institutionen und zu den Betreuten. Sie bieten interessante Kontakte für die Betreuten und neue Sichtweisen einer nachwachsenden Generation. Auch für die Zivis sind die Einsätze bereichernd, sie erweitern den Horizont und können Gedanken dazu anregen, wie sie selber altern möchten oder wie ein würdiger Umgang mit hilfsbedürftigen Menschen aussehen sollte. Aus der Perspektive von Institutionen können Zivis eine wertvolle Stimme werden, wenn sie ihre Kenntnisse und Erfahrungen zurück in die Bevölkerung tragen. Der Beitrag von Zivildiensteinsätzen zum Generationenaustausch sind schwer messbar. Das mag mit ein Grund dafür sein, dass keine wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu vorliegen. Die Kenntnisse des Bundesamtes für Zivildienst ZIVI stützen sich auf vereinzelte Rückmeldungen oder Umfragen.

Aus solchen Rückmeldungen wird auch klar, was Zivis im Vergleich zum Personal auszeichnet: die Zeit! Die den Zivis zur Verfügung stehende Zeit ist ein wichtiger Faktor, der den Generationenaustausch fördert. Während die Zeit der Profis berechnet und limitiert ist, können Zivis dort eingesetzt werden, wo Hände und Zeit in der Betreuung fehlen. So haben Zivis Zeit für einen Spaziergang oder ein Gespräch; oder sie erleichtern die Betreuungsarbeit in grösseren Gruppen.

Zivis tragen zur Betreuungsqualität bei

Oft sind Zivis motivierte und geschätzte helfende Hände, die den Alltag der betreuten Personen bereichern und das angestellte Personal entlasten. Sie ähneln darin Freiwilligen, unterscheiden sich von ihnen aber auch markant: Ihre Einsätze sind verbindlich und gut im Voraus planbar. Sie dauern mindestens 26 Tage, können aber auch bedeutend länger sein. Zudem werden Zivi-Einsätze in Vollzeit absolviert und durch die Erwerbsersatzordnung vergütet.

Mit ihrem Beitrag zum Generationenaustausch und ihrer Unterstützung in Betreuung und Alltagsbewältigung leisten Zivis einen kleinen, aber feinen Beitrag zur Lebensqualität betreuungsbedürftiger alter Menschen. Sie sind eine Ressource für Institutionen oder betreuende Angehörige, um deren Arbeitslast zu verringern und die Qualität der Betreuung zu verbessern. Es wäre also durchaus lohnenswert, noch mehr wissenschaftliche Erkenntnisse zum Beitrag von Zivildienstleistenden im Generationenaustausch zu erlangen.

Weiterführende Informationen:

Reportage über einen Zivi-Einsatz mit Betagten im Geschäftsbericht ZIVI 2018

Bundesamt für Gesundheit: Modelle guter Praxis – betreuende Angehörige

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