Was bedeutet Gesundheitsförderung für den Pflegealltag?

Die Frage nach den Belastungen in der Pflege war eine wichtige Fragestellung zu Beginn eines Prozesses, der in den Pflegezentren der Stadt Zürich (PZZ) schliesslich zum Entscheid führte, ein systematisches Gesundheitsmanagement zu entwickeln und einzuführen. Aufbauend auf einer Literaturrecherche und den Ergebnissen einer empirischen Untersuchung im Mixed Methods Design wurden Massnahmen entwickelt und in der Pflegepraxis umgesetzt. Diese Bestrebungen wurden 2014 mit dem Zürcher Preis für Gesundheitsförderung des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich belohnt.

Wo liegen nun die Belastungen in der geriatrischen Langzeitpflege? Wenn man die Resultate verschiedener Analysen auf den Punkt bringt, könnte man sagen: Den Pflegenden geht es gut, wenn sie eine gute Pflegequalität erbringen können.

Belastungssituationen in der Pflege

«Bin ich den Bewohnerinnen und Bewohnern heute gerecht geworden?» Dies ist die entscheidende Fragestellung, die ausmacht, ob eine Pflegende nach Feierabend gut abschalten kann, vielleicht sogar beschwingt nach Hause geht, da sie eine schwierige Pflegesituation zur Zufriedenheit lösen konnte oder ob die Gedanken weiterkreisen und im Kopf immer noch nach einer besseren Lösung gesucht wird.

Genau hier muss die Gesundheitsförderung ansetzen. Wie kann für die Pflegenden ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, in dem sie den Anforderungen in der Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner nachkommen können? Dieses salutogenetische Verständnis von Gesundheitsförderung fordert ein vernetztes Massnahmenpaket.

Dazu gehört in erster Linie die Sicherung der personellen Ressourcen im Pflegebereich. Die PZZ engagiert sich mit ihrer vier Säulen Strategie (Personalausbildung, Personalentwicklung, Personalbindung, Personalmarketing) auch langfristig dafür, qualifizierte Pflegefachkräfte für die anspruchsvolle Tätigkeit in der Langzeitpflege zu gewinnen, auszubilden und zu behalten. Ein erster Fokus in zur Personalbindung war der Umgang mit den Belastungssituationen in der Pflege.

Von der Belastung zur Unterstützung

Dazu wurden 2009 in allen Pflegezentren umfangreiche Analysen durchgeführt. Diese fokussierten darauf, welche Faktoren von den Pflegenden als Belastung im Umgang mit den täglichen Anforderungen erlebt werden. Dabei sind wir, als Kehrseite der Medaille, auf folgende Entlastungsfaktoren und Bewältigungsstrategien gestossen:

Die Abteilungsleitung als Entlastungsfaktor

Die Abteilungsleitung übernimmt Führung, begleitet den Teamprozess, entlastet das Team durch das Setzen von Prioritäten, sorgt für eine effiziente Arbeitsorganisation, beugt Konflikten vor, fördert die Mitarbeitenden in ihren Fähigkeiten und Ressourcen und vieles mehr. Dabei zeigt sie sich als Vorbild. Hier sind neben den Fachkenntnissen als Pflegefachfrau/Pflegefachmann ein breites Wissen und eine hohe Sozialkompetenz gefragt.

⇒ Gezielt wurden in den PZZ Führungsgrundsätze erarbeitet, um oben genannten Anforderungen gerecht werden.

⇒ Um Nachhaltigkeit zu gewährleisten, werden die Führungsgrundsätze neu immer wieder in Kulturworkshops für alle Führungskräfte thematisiert.

⇒ Die parallel dazu entwickelten «Wissensmodule Führung» bieten den Führungskräften im Rahmen der internen Weiterbildung Know How und Austausch zu den erforderlichen Kompetenzen.

Das Team als Entlastungsfaktor

Die Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner ist eine Teamleistung. Dies fordert gemeinsame Werte und Ziele, um die Ressourcen immer wieder aufs Neue gerecht zu verteilen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die Offenheit und Fähigkeit zur Konsensfindung und / oder eine grosszügige Haltung gegenüber den Unterschiedlichkeiten von allen beteiligten Mitarbeitenden erfordert.

⇒ Das Baukastensystem «Empowerment Team» mit Angeboten für Teamworkshops unterstützt die Teams und Führungskräfte der PZZ in dieser Aufgabe.

⇒ Ethikgefässe, wie beispielsweise Ethikcafés, bieten in allen Pflegezentren die Möglichkeit interdisziplinär schwierige Entscheidungen zu reflektieren und ethische Fragestellungen im Pflegealltag vorzubringen und zu diskutieren.

Die Pflegetätigkeit als Entlastungsfaktor

In der Pflegetätigkeit kann ein grosses Entlastungspotenzial liegen, auch in Zeiten von hohem Zeitdruck. So berichten Pflegende von Erfolgen, wenn es gelingt die Prioritäten gemeinsam mit den Bewohnerinnen, Bewohnern und / oder Angehörigen zu setzen und den Tag gemeinsam zu planen. Dies stärkt die Beziehung und es hilft, den Bedarf von Bedürfnissen abzugrenzen. Dabei wird in der Wahrnehmung auf die Möglichkeiten und nicht auf die Grenzen fokussiert.

⇒ Bereits in den Einführungsveranstaltungen für neue Mitarbeitende wird die Schwierigkeit, Prioritäten zu setzen und Bedarf von Bedürfnissen abzugrenzen mit Mitgliedern der Direktion der PZZ diskutiert.

Weitere Angebote rund um die Gesundheitsförderung

Wir würden wichtige Erkenntnisse aus der Prävention vernachlässigen, würden wir uns nur auf die Führung und das Team als Möglichkeiten der Gesundheitsförderung konzentrieren. Kinästhetik ist der Stützpfeiler der PZZ, wenn es um die Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen in der Pflege geht. Angebote wie beispielsweise ZUMBA oder Yoga, die direkt in den Betrieben stattfinden, bieten einen niederschwelligen Einstieg zum Stressausgleich und zur Entspannung. Weiterbildungen wie «Stark gegen Stress» oder «Inspiration Gesundheit» fördern die Gesundheitskompetenz der Mitarbeitenden.

Info-Box Zürcher Preis für Gesundheitsförderung für die PZZ

Das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich verlieh den PZZ Anfang Jahr den Zürcher Preis für Gesundheitsförderung im Betrieb für Grossunternehmen. Damit anerkennt die Jury die vernetzte und auf allen Ebenen verankerte Gesundheitsförderung, die den einzelnen Pflegezentren Freiraum für eigenen innovative Angebote und Projekte ermöglicht. Die PZZ schufen dazu klare Strukturen und stellen die persönliche und fachliche Unterstützung sicher. Weiterbildungen, Workshops zur Führungskultur, Teamentwicklung und Kommunikation, persönliche Fortbildungen zu Gesundheitsthemen und vieles mehr gehört zum Angebot.

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