Vielfältige Aktivitäten sind gut für tägliche kognitive Leistungsfähigkeit im Alter

Das Ausüben von Aktivitäten im Alltag, wie beispielsweise sportliche oder geistige Betätigung, aber auch soziale Interaktionen, schützt die kognitive Leistung älterer Erwachsener.

Allerdings finden sich nicht nur für die ausgeübten Aktivitäten und deren Häufigkeit, sondern unabhängig davon auch für die Vielfalt unterschiedlicher Aktivitäten über mehrere Jahre langfristige Vorteile. Durch tägliche Aktivität können kognitive Reserven gewonnen werden, welche im Alter auftretende Abbauprozesse teilweise verringern und ausgleichen können. Die Aktivitätsvielfalt stellt zusätzlich einen Hinweis auf ein hohes Maß an Komplexität der Umwelt und sozialer Integration dar, welche die kognitiven Fähigkeiten im Alter nachweislich erhalten. Dr. Minxia Luo, Dr. Christina Röcke und Kolleg*innen haben am UFSP «Dynamik Gesunden Alterns» nun untersucht, ob sich diese Vorteile ebenfalls von Tag zu Tag finden lassen, d.h. ob es möglich ist, seine tägliche kognitive Leistungsfähigkeit durch einen abwechslungsreichen, in vielen verschiedenen Tätigkeiten engagierten Tag zu fördern.

Höhere tägliche Aktivitätsvielfalt – Bessere tägliche Arbeitsgedächtnisleistung

Das Forschungsteam wertete Daten der MOASIS-Studie aus, wobei u. a. über 15 Tage 150 gesunde ältere Erwachsenen (65 bis 91 Jahre) aus Zürich und Umgebung mittels eines Smartphones im täglichen Leben befragt wurden. Sieben Mal am Tag wurden die Teilnehmenden durch ein Signal aufgefordert, ihre derzeitige Aktivität einer von 13 vorgegeben Aktivitätstypen (z. B. Kochen/Essen; Soziale Interaktionen; sportliche Aktivität) zuzuordnen. Daraufhin wurde berechnet, wie vielfältig das Aktivitätsprofil der jeweiligen Person an diesem Tag war. Ebenfalls sieben Mal am Tag direkt nach der Befragung lösten die älteren Erwachsenen numerische Gedächtnisaufgaben am Smartphone, um die Arbeitsgedächtnisleistung, als Marker für die kurzzeitige Speicherung und gleichzeitige Verarbeitung von Informationen, zu messen, für welche ein Tagesmittelwert berechnet wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass an Tagen, an denen die Teilnehmenden mehr unterschiedliche Aktivitäten ausübten, ihre Arbeitsgedächtnisleistung besser war.

Aktivitätsvielfalt am Vortag – Bessere Arbeitsgedächtnisleistung am aktuellen Tag

Des Weiteren wurden zeitlich verzögerte Zusammenhänge zwischen Aktivitätsvielfalt und kognitiver Leistungsfähigkeit betrachtet. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine höhere Aktivitätsvielfalt an einem Tag einen positiven Einfluss auf die Arbeitsgedächtnisleistung auch über den aktuellen Tag hinaus auf den darauffolgenden Tag hat. Umgekehrt zeigte sich allerdings nicht, dass bessere Arbeitsgedächtnisleistung am Vortag zu mehr Aktivitätsvielfalt am aktuellen Tag führt.

Abwechslung in das Aktivitätsprofil bringen und fit bleiben

Unsere Ergebnisse legen nahe, dass tatsächlich nicht nur das Aktivsein als solches, sondern die Vielfalt unterschiedlicher Aktivitäten einen maßgeblichen Effekt auf die Arbeitsgedächtnisleistung zeitigt. Es konnte gezeigt werden, dass auch tägliche intraindividuelle Schwankungen, d.h. Schwankungen desselben Menschen zwischen mehreren Messzeitpunkten – in diesem Fall zwischen mehreren Tagen – mithilfe der Aktivitätsvielfalt im Alltag erklärt werden können. Vielfältigen Aktivitäten am selben Tag nachzugehen, erfordert Planung und die Koordination der Zeit. Das Arbeitsgedächtnis als Fähigkeit zur gleichzeitigen Ausführung ressourcenintensiver Aufgaben könnte davon profitieren und dies zeigt sich dementsprechend auch im Alltag.

Um diese Ergebnisse nun gewinnbringend in das eigene tägliche Leben zu überführen, sollte man möglichst viele verschiedenste Aktivitäten wählen, die eine persönliche Bedeutung für einen haben (siehe WHO-Kernkonzepte «Gesundes Altern») und vor allem nicht vergessen, diese im täglichen Wechsel zu realisieren, um die Erhaltung der eigenen kognitiven Fähigkeiten zu fördern.

Literatur

Luo, M., Moulder, R. G., Breitfelder, L. K., & Röcke, C. (2023). Daily activity diversity and daily working memory in community-dwelling older adults. Neuropsychology, 37(2), 181–193. https://doi.org/10.1037/neu0000878

Röcke, C., Luo, M., Bereuter, P., Katana, M., Fillekes, M., Gehriger, V., Sofios, A., Martin, M. & Weibel, R. (2023). Charting everyday activities in later life: Study protocol of the mobility, activity, and social interactions study (MOASIS). Frontiers in Psychology. 13:1011177. doi: 10.3389/fpsyg.2022.1011177

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