Quereinsteigende auf dem Weg zum Pflegeberuf

Text: Peter Lehmann, Ausbildungsverantwortlicher PZZ
In der Branche der Langzeitpflege und Betreuung sind Pflegefachkräfte im oberen beruflichen Segment gesucht. Die Anzahl an Studierenden auf der HF Stufe nehmen zwar in der Schweiz stetig zu, doch trotz aller Bemühungen können die frei werdenden Stellen dieser Berufsgruppe (z.B. Pensionierungen, Ausstieg) nur zu einem kleineren Teil durch «neue» dipl. Pflegefachkräfte besetzt werden. Die Pflegezentren der Stadt Zürich setzen bei der Rekrutierung von HF Studierenden auch auf Quereinsteiger/-innen.

Ein wichtiger Eckpfeiler der Personalsicherung für die Pflegezentren der Stadt Zürich (PZZ) ist die Ausbildung von diplomierten Pflegefachpersonen HF. Das Ziel der PZZ ist es, bis ins Jahr 2017 rund 90 Studierende in Ausbildung zu haben. Damit die PZZ die benötigte Anzahl an Studierenden erreichen, bieten sie in Zusammenarbeit mit den Höheren Fachschulen im Kanton Zürich alle Ausbildungsprogramme (verkürzte, modulare, berufsbegleitende und Vollzeit) an.

Von den Pflegezentren angestellt

Bis zum Jahr 2010 durften nur die Höheren Fachschulen im Kanton Zürich den Betrieben Studierende zuweisen. Mit der Folge, dass die PZZ jährlich nur zwischen fünf und zehn Studierende ausbildeten. Wenige blieben nach der Ausbildung. Seit 2011 können die Ausbildungsorte, so auch die PZZ, Studierende direkt anstellen. Dies ermöglichte es uns, die Anzahl an Ausbildungsplätzen stetig zu steigern und die Anzahl an Studierenden zu erhöhen. Heute verfügen wir über 32 Ausbildungsstationen mit 80 Ausbildungsplätzen. Aktuell sind bei uns 56 Studierende in der beruflichen Ausbildung.

In den vergangenen Jahren konnten die zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze mit internen und externen Bewerberinnen und Bewerbern besetzt werden. Mit ein Grund dafür sind die guten Ausbildungskonzepte. Auch arbeiten wir mit internen und externen (z. B. Schulthess Klinik, Waidspital, Triemlispital, etc.) Praxisausbilder/-innen zusammen.

Quereinstieg in die Pflege

Mittlerweile sind die Quereinsteigenden mit einem Anteil von 30 Prozent aller Studierenden zu einer wichtigen Adressatengruppe geworden, wenn es darum geht, die jährlichen Ausbildungsplätze im Frühjahr bzw. Herbst zu besetzen. Die PZZ bewerben diese Zielgruppe aktiv. Dreimal pro Jahr finden spezielle Informationsveranstaltungen für interessierte Quereinsteigende statt. Diese Anlässe sind meistens gut besucht. Bereits an den Informationsveranstaltungen werden Rekrutierungstermine vereinbart. Mit diesem Vorgehen stellen wir einen direkten Kontakt her, der auch nach dem Anlass bestehen bleibt.

Traumberuf Pflege

Die Quereinsteigenden kommen aus den verschiedensten Berufen und die mitgebrachten Berufs- und Studienabschlüsse sind vielfältig. Die Mehrheit der Interessentinnen und Interessenten haben sich bereits seit längerer Zeit mit dem Berufsbild Pflegefachfrau/Pflegefachmann auseinandergesetzt. Es gibt auch Quereinsteigende, die in ihrer zweiten beruflichen Laufbahn endlich ihren «Traumberuf» erlernen wollen und können.

Im laufenden sorgfältigen Rekrutierungsprozess lernen die Bewerberinnen und Bewerber bereits die Unternehmenskultur der Pflegezentren kennen. Die Rekrutierung der Quereinsteiger/-innen ist persönlich und individuell und wird von den Bildungsverantwortlichen bzw. vom Ausbildungsverantwortlichen geführt. Die Begleitung und Beratung dieser Interessentinnen und Interessenten lohnt sich, da der Prozess vom Um- und Einstieg sich in der Regel recht anspruchsvoll gestaltet.

Nach den Jahren ihrer Tätigkeit in den verschiedensten Berufen, in denen womöglich Leistung und Gewinnmaximierung im Vordergrund standen, ist die Arbeit in der Pflege mit ihrem helfenden und unterstützenden Aufgabengebiet tätig zu werden, für viele sinnstiftend. Diese Werte sind für die Quereinsteigenden oft stark im Vordergrund. Eine humanitäre Aufgabe auszuführen werten sie höher als höchste Löhne und jährliche Boni.

Voraussetzungen für einen Quereinstieg

Einige der Interessentinnen und Interessenten absolvieren zur beruflichen Vorbereitung ein Vorpraktikum, arbeiten als freiwillige Helfer/-innen in ihrer Freizeit in einer sozialen oder in einer Pflegeeinrichtung mit, andere absolvierten bereits einen SRK-Pflegehelferkurs. Das kurze Vorpraktikum ist sinnvoll, ist es doch qualifizierend und hilft dabei die richtige Entscheidung zu treffen und Fehlrekrutierungen zu verhindern.

Wer die Ausbildung zur dipl. Pflegefachperson HF absolvieren will, muss klar definierte Voraussetzungen erfüllen (http://tinyurl.com/m6ekbv6).

Für die Höhere Fachausbildung in der Langzeitpflege und –betreuung müssen künftige Pflegefachpersonen über sehr gute deutsche Sprachkenntnisse verfügen. Handwerkliches Geschick gehört ebenso dazu wie intellektuelle Fähigkeiten. Die Ausbildung ist anspruchsvoll und verlangt eine gute physische und psychische Gesundheit. Ebenfalls muss das Potenzial sichtbar sein, wenn es darum geht, interdisziplinär und disziplinär tätig zu sein. Der Beruf ist nichts für «Schreibtischprofis» oder für ehemalige Führungskräfte, die es gewohnt sind Aufgaben an Mitarbeitende zu delegieren und der Meinung sind, dies im neuen Beruf ebenfalls zu können.

Bei allen Quereinsteigenden besteht der Wunsch, einen neuen Beruf zu erlernen und diesen nach Möglichkeit bis zur Pensionierung auszuüben.

Kopf, Herz und Hand

Gesucht sind charakterstarke Persönlichkeiten, die bereit sind mit Kopf, Herz und Hand zu arbeiten. Gefragt sind Personen, die reflektieren können und bereit sind, sich mit schwierigsten Themen auseinanderzusetzen (Tod, Leiden, Trauer, etc.).

Im beruflichen Kontext am «Bett» werden die verschiedensten neuerlernten Fähigkeiten angewendet: Dazu gehört eine Blutentnahme ebenso wie das Führen eines Familiengesprächs. Der/Die Quereinsteiger/-in muss die Fähigkeit haben, mit verschiedensten Berufsgruppen zusammenzuarbeiten und gleichzeitig die Rolle der/des Studierenden/ Lernenden einzunehmen. Nur so kann das theoretische und praktische Lernen stattfinden.

Wer all diese Voraussetzungen mitbringt, ist in den PZZ als Quereinsteiger/-in willkommen und erhält die Möglichkeit, ein vielseitiges und anspruchsvolles Berufsstudium zu absolvieren. Schule und Praxis wechseln sich ab und und in den zusätzlichen betrieblichen Lern-Transfer-Tagen (LTT) werden in drei Jahren bis zu 540 Lern-Praxisstunden in speziellen Settings absolviert.

Diese Gruppe der Studierenden gibt es in den Pflegezentren erst seit wenigen Jahren. Wir gehen davon aus, dass Quereinsteiger/-innen lange im Beruf verbleiben, können dies jedoch noch nicht mit Daten belegen.

Fachliches Know-How aus dem früheren Beruf

Quereinsteiger/-innen sind für die PZZ eine wichtige und wertvolle Personengruppe. Sie verfügen bereits über ein hohes Mass an Sozial- und Selbstkompetenzen. Aus ihren angestammten Berufen bringen sie fachliche Kompetenzen mit, die teilweise in oder nach der Ausbildung im Pflegealltag genutzt werden können.

Genauso wie manche ihre handwerklichen Fähigkeiten auf den Abteilungen einsetzen können, können andere ihr bereits mitgebrachtes «Lehrmeisterwissen» in der Pflegepädagogik nutzen. So können unterschiedlichste Fähigkeiten aus dem ehemaligen beruflichen Umfeld genutzt werden. Haben sie die Ausbildung abgeschlossen stehen ihnen wie allen anderen Mitarbeitenden der Pflegezentren vielfältige Weiterentwicklungsmöglichkeiten offen.

Portrait eines Quereinsteigers in Ausbildung: http://2015.zag-magazin.ch/pzz

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