Im Alter eine Sehbehinderung erfahren – Ein Thema mit zunehmender Relevanz auch für Pflegeeinrichtungen

Mit der Zunahme des Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung steigt die Zahl der Personen, die im Alter neu mit einer Sehbeeinträchtigung konfrontiert sind. Die damit verbundenen Krankheitsbilder werden in den nächsten Jahren auch für (Alters-) Pflegeinstitutionen an Bedeutung gewinnen. Eine aktuelle Studie untersucht die sozialen und psychologischen Dimensionen einer Sehbehinderung im Alter. Die Ergebnisse der Studie regen eine vermehrte Sensibilisierung für das Thema auch bei stationären Pflegeeinrichtungen an.

Sehbehinderungen im Alter gewinnen an gesellschaftlicher Bedeutung

Seheinbussen lassen sich aufgrund ihrer hohen Auftrittshäufigkeit als typische Kennzeichnen des Altwerdens bezeichnen. Neben geringeren Beeinträchtigungen, welche z. B. durch eine Brille kompensiert werden können, nimmt im Kontext der demografischen Veränderung statistisch die Zahl der älteren Menschen mit schweren Sehbeeinträchtigungen zu. Gerade die altersbedingte Makuladegeneration hat sich bei allgemeiner Zunahme der älteren Bevölkerung zu einer Art „Volkskrankheit“ entwickelt. Auch Alterspflegeinrichtungen spüren diese Zunahme an betroffenen Personen in ihren Einrichtungen.

Individuelle Wege der Krisenbewältigung zwischen Verlust, Anpassung und Akzeptanz

Ziel der Studie war es, die Lebenssituation der betroffenen Personen genauer zu erfassen. Die qualitative Studie wurde vom Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich (ZfG) mit Unterstützung des Schweizerischen Zentralvereins für das Blindenwesen (SZB) ausgeführt. Es wurden 22 persönliche Interviews durchgeführt. Zielgruppe der Befragung waren Personen ab 65 Jahren mit einer schweren Sehbeeinträchtigung.

Es konnte mit der Studie belegt werden, dass mit dem Alter eintretende Sehbehinderungen einen starken Einfluss auf die Ausübung alltäglicher Tätigkeiten, den Tagesablauf sowie auf die Mobilität und die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte haben. Die betroffenen Personen sprechen von einer spürbaren Einbusse an Lebensqualität und Autonomie, gerade weil bisherige Aktivitäten nicht mehr ausgeführt werden können. Eine Bewältigung der Sehbehinderung kann dann eher positiv ausfallen, wenn die Personen proaktiv bisherige Tätigkeiten kompensieren, selektieren oder optimieren und ihr Verhalten im Alltag anpassen, ausreichende Unterstützung informeller wie formeller Art erhalten und annehmen sowie wenn das Umfeld adäquat mit der Sehbehinderung umgeht.

Sensibilisierung für „Sehbehinderung im Alter“ bei (Alters-) Pflegeinstitutionen

Die Studie konnte zeigen, dass ältere Menschen, die im Alter ihre Sehkraft sukzessive oder abrupt verlieren, im täglichen Leben vielfältige Beeinträchtigungen erleben. Für stationäre Alterseinrichtungen und Pflegeinstitutionen ist es daher wichtig, für das Thema sensibilisiert zu werden, da die vermehrte Zahl an betroffen Personen auch in ihren Pflegeeinrichtungen zunehmend spürbar wird. Bereits kleinere bauliche und infrastrukturelle Anpassungen in den Institutionen könnten hier hilfreich sein. Wichtig wäre auch die Aufnahme des Themas in die allgemeine Pflegeausbildung.

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