Hygienemanagement in der Langzeitpflege: Die Anforderungen steigen stetig

Durch den erhöhten medizinischen Behandlungs- und Pflegebedarf sehen sich Langzeitpflegeeinrichtungen zunehmend erhöhten Anforderungen an die Hygiene gegenüber. Mit der stetigsteigenden Lebenserwartung kommt es zu einem häufigeren Auftreten von chronischen Erkrankungen und Mehrfacherkrankungen und damit verbunden zu einem Anstieg der medizinischen Behandlungen.

Auch hat uns die aktuelle Pandemie durch das Coronavirus drastisch aufgezeigt, wie wichtig es ist, in einer ausserordentlichen Situation über Hygienekonzepte zu verfügen und dass das Wissen des Fachpersonals schnell abrufbar sein muss. Hier gilt es, die Infektionsketten rasch zu unterbrechen, indem Isolationsmassnahmen sofort reibungslos umgesetzt werden.

Die Verhinderung einer Übertragung einer Infektionskrankheit hat sowohl in Ausnahmesituationen wie auch im Normalzustand in Langzeitpflegeeinrichtungen oberste Priorität. Dabei muss aber auch der Anspruch der Bewohnerinnen und Bewohner auf Sozialkontakte, eine angenehme Wohnatmosphäre und eine möglichst hohe Lebensqualität berücksichtigt werden. Auch aus ethischer Sicht werden zunehmend Anforderungen an das hygienebewusste Verhalten aller Mitarbeitenden zum Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner gestellt.

Anders als im Spital

Hygiene ist in den Langzeitpflegeeinrichtungen ein zentrales Thema, aber es werden andere Anforderungen an das Hygienemanagement gestellt, als dies im Spital der Fall ist. Das enge Zusammenleben und die Zusammenarbeit einer Vielzahl von Menschen für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner stellt die Mitarbeitenden täglich vor neue Herausforderungen. Es gilt, die Bedürfnisse der Menschen, die bei uns leben, mit den erforderlichen hygienischen, medizinischen und pflegerischen Massnahmen in Einklang zu bringen. Dabei müssen die Privatsphäre und die Würde der Menschen gewahrt bleiben. Gleichzeitig muss die Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner und der Mitarbeitenden gewährleistet sein. Strategien und Einzelmassnahmen zur Infektionsprävention werden dadurch deutlich komplexer.

Die Infektionsgefährdung kann durch hygienebewusstes Verhalten und Sachwissen der Mitarbeitenden verringert werden. Es ist deshalb von grosser Bedeutung, dass detailliertes Wissen bezüglich Übertragungsmechanismen und Präventionsmassnahmen vorhanden ist und zwar bei allen Personen, die in den verschiedenen Bereichen arbeiten.

Erfahrungen und neue Herausforderungen

In den letzten Jahren hat die Häufigkeit von Resistenzen gegenüber Antibiotika bei vielen Infektionserregern weltweit zugenommen. Als die ersten MRSA-Fälle auftraten (Methicillin-resistenter Staphylokokkus aureus), gingen wir noch davon aus, dass es zu einer rasanten Ausbreitung kommen würde. Deshalb führten die Pflegezentren der Stadt Zürich strenge Isolationsrichtlinien ein. Nach dem heutigen Stand der Erfahrungen besteht jedoch keine Indikation für eine strenge Isolierung. Deshalb verfolgen wir neu die Hygienestrategie, dass im Gegensatz zum Akutspital Isolationsmassnahmen nicht zwingend nötig sind, die Einhaltung der Standardmassnahmen aber zwingend erforderlich ist.

Die zunehmende Resistenzentwicklung bei Enterobakterien stellt uns vor neue Herausforderungen, da für Langzeitpflegeeinrichtungen keine Empfehlungen zum Umgang mit Bewohnerinnen oder Bewohnern vorliegen, die mit dem Erreger besiedelt oder infiziert sind.

Präventive Standard(Basis-)massnahmen wie beispielsweise hygienische Händedesinfektion und Kenntnisse von Hygienemassnahmen im Umgang mit multiresistenten Keimen sind daher von hoher Bedeutung.

Beratung und Wissenstransfer für Mitarbeitende

Die Pflegezentren der Stadt Zürich verfügen über ein Hygieneteam, das sich aus hygienegeschultem Personal aus verschiedenen Bereichen und zwei Expertinnen für Infektionsprävention zusammensetzt. In jedem Pflegezentrum gibt es eine Link Nurse Infektionsprävention, die als Bindeglied zum Hygieneteam fungiert.

Eine wichtige Aufgabe des Hygieneteams der Pflegezentren ist es, den Mitarbeitenden im Arbeitsalltag beratend und unterstützend zur Seite zu stehen und neues Wissen zu vermitteln. Das Wissen über Übertragungswege und Präventivmassnahmen ist ein wichtiger Bestandteil der Qualitätssicherung zum Nutzen aller in der Pflege und Betreuung Tätigen.

Hygienesymposium

Mit unserem jährlichen Hygienesymposium unter dem Patronat des Hygieneteams der Pflegezentren, gehen wir in Bezug auf Wissensvermittlung einen Schritt weiter. 2019 führten wir das dritte Zürcher Hygienesymposium zum Thema «Hygiene in der Langzeitpflege» durch. Expertinnen und Experten aus Praxis und Wissenschaft zeigten in ihren Referaten auf, welche Wege in der Langzeitpflege zu verschiedenen Hygienethemen eingeschlagen werden können. Sie griffen aktuelle Themen auf, die den gewachsenen Anforderungen an die Qualitätssicherung der Hygiene Rechnung tragen. Teilnehmende waren Hygienebeauftragte und -Interessierte aus den Bereichen Langzeitpflege, Spitex und Psychiatrie. Aufgrund der hohen Nachfrage sind wir überzeugt, dass wir mit diesem Symposium einen wichtigen Beitrag zur Etablierung der Hygiene in Langzeitpflegeeinrichtungen leisten.

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