Hulda und Ludwig – Kontaktclowns im Pflegezentrum Bachwiesen

Seit fünf Jahren sind wir, Dominique Jirat, Fachfrau Aktivierung, und Matthias Fischer, reformierter Seelsorger, erfolgreich als Kontaktclowns im Pflegezentrum Bachwiesen der Stadt Zürich unterwegs. Regelmässig gehen wir auf die Abteilungen und laden zu humorvollen Begegnungen ein. Mittlerweile ist die Clownarbeit gar Teil des neu erarbeiteten Demenzkonzepts der städtischen Pflegezentren.

Vor einem Jahr erarbeiteten wir unter Federführung der Betriebsleitung des Pflegezentrums Bachwiesen ein Konzept für die Clownarbeit in den Pflegezentren der Stadt Zürich. Wir sind sehr stolz, als Kontaktclowns mit unserer Clownarbeit in einer der ersten Institutionen der Langzeitpflege zur Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner beitragen zu können. Im Konzept beziehen wir uns auf die weltweit erste Studie des Psychologischen Instituts der Universität Zürich zum Thema Kontaktclown in Gesundheitsinstitutionen. Die Studie zeigte erstmals evidenzbasierend, dass kontinuierliche Clownarbeit in Heimen bei Menschen mit Demenz Freude auslöst und sich positiv auf ihr Verhalten auswirkt, also zur Lebensqualität beitragen kann.

Worum geht’s?

Ziel der Arbeit des Kontaktclowns ist es, mit seiner Hinwendung zum Humor einen positiven Beitrag zur Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner zu leisten und die Kultur in der Institution mitzugestalten. Lachen und Freude sind seine Leitsterne.

Die Zielgruppen unserer Arbeit

Der Hauptfokus der Clownarbeit liegt auf der Interaktion mit Bewohnerinnen und Bewohnern.

Die Begegnung mit dem Kontaktclown ist eine niederschwellige Möglichkeit, einen Austausch auf der Beziehungsebene zu fördern. Aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren dabei: «Für das Pflegepersonal ist Humor sogar die zweitwichtigste Ressource im Pflegealltag, direkt nach dem Rückhalt im Team.» (Korp, Harald-Alexander: Am Ende ist nicht Schluss mit lustig – Humor angesichts von Sterben und Tor, Gütersloh 2014, S. 9) Die Kontaktclowns wirken stress- und spannungsabbauend und schaffen eine humorvolle sowie entspannte Atmosphäre. Nicht zuletzt profitieren Angehörige und Gäste von der Clownarbeit. Der Kontaktclown stärkt die sozialen Beziehungen und sorgt auch in anspruchsvollen Situationen für Momente der Leichtigkeit. Die Einladung zum Clownspiel ist eine sinnvolle Intervention, die Erleichterung in belasteten Situationen bringen kann.

Wie arbeiten Kontaktclowns?

Kontaktclowns können mit ihrer sozialen Rolle auch anerkannte Regeln und Normen durch humorvolle Art in Frage stellen. Als Antagonisten und fröhliche Chaoten können die Kontaktclowns vieles bewirken und ein einzigartiges Qualitätsmerkmal der Institution sein. Sie werden dank der Begegnung mit den Menschen aus dem Quartier als positives Aushängeschild der Institution wahrgenommen und können so die Vernetzung nach aussen positiv beeinflussen. Die Clownarbeit beflügelt die Vision der Pflegezentren der Stadt Zürich: «Den Jahren leben geben».

Kontaktclowns laden zu Interaktionen ein, die die Fähigkeiten, «das Personsein» zu leben, stärken und fördern. Insbesondere bei Menschen mit kognitiven Einschränkungen ist dieser personenzentrierte Ansatz wirkungsvoll. Kontaktclowns orientieren sich an der personenzentrierten Pflege, wie sie Tom Kitwood entwickelt hat. Idealerweise arbeiten Kontaktclowns als Clownduo, führen regelmässige Clownbesuche auf den Abteilungen durch und sind bei der Mitgestaltung von internen Anlässen involviert.

Ein Kontaktclown benötigt zum einen die Basisausbildung zum Clownspiel. Darüber hinaus sind Grundkenntnisse in der Begleitung von Menschen mit Demenz und eine positive Grundhaltung und Grundwissen der Palliative Care notwendig.

Unsere Vision

Diesen Sommer stellten wir unser Konzept der Geschäftsleitung der Pflegezentren der Stadt Zürich vor. Mit einem Clownintro stellten wir uns als Hulda und Ludwig vor. Vielleicht ein wenig verstörend für die ernste Runde, die wohl mit wichtigeren Dingen beschäftigt war. Clownbegegnungen verstehen wir auch als eine heilsame Störung gewohnter Abläufe. So liessen wir uns nicht einschüchtern, sondern legten am Schluss der Präsentation noch ein Zitat nach:

«Wäre es vermessen als Qualitätsmerkmal zu fordern, dass kein Alten- oder Pflegeheim ohne Clown sein sollte?» von Prof. Dr. Rolf Dieter Hirsch in: Ulrich Fey, Clowns für Menschen mit Demenz.

Wir meinen, es wäre ein grosser Gewinn, wenn die Clownarbeit in allen Alters- und Pflegezentren eingeführt würde. Sie wäre ein nachhaltiger Beitrag in einer ganzheitlichen verstandenen Begleitung in der Langzeitpflege. Dazu möchten wir Sie zum Austausch einladen – nutzen Sie die Kommentarfunktion unterhalb des Beitrags.

Im nächsten Beitrag lesen Sie von unseren Erfahrungen in der Clownarbeit. Wir sind selber immer wieder berührt, welche kostbaren Momente der Begegnung wir als Clowns erleben.

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