Gesundheitsthemen im Internet suchen – etwas für ältere Menschen?

Sich über Krankheiten und die Wahrung der eigenen Gesundheit im Internet zu informieren, ist heute Alltagsgebaren, das in den letzten Jahren dazu geführt hat, dass nicht mehr nur Anbieter von Gesundheitsthemen das Internet als Informationsplattform nutzen, sondern auch immer mehr Internetnutzer sich aktiv im Internet informieren, um sich hier eine „Zweitmeinung“ einzuholen. Aber wie sieht die Suche nach und das Interesse an Gesundheitsthemen bei älteren Personen aus, die das Internet nutzen beziehungsweise nicht nutzen?

Gesundheit ist für viele Menschen ein wichtiges Lebensthema, nicht nur im Alter. Doch wie kommen wir an Informationen zu Gesundheitsthemen? War damals die Ärztin oder der Arzt die wichtigste Erstanlaufstelle, nimmt in der heutigen digitalen Gesellschaft zunehmend das Internet an Bedeutung zu. Bei kleineren gesundheitlichen Problemen wird heute „schnell mal gegoogelt“ und es werden Gesundheitsforen oder offizielle Informationen von Gesundheitsverbänden im Internet aufgesucht, um sich dort Informationen und Rat einzuholen. Die Selbstinformation ist heute durch die modernen Informationstechnologien schnell und vielfältig; jedoch gibt es auch Bedenken, wenn Informationen im Internet blind vertraut wird oder gar Selbstmedikationen nur auf Grundlage der eigenen Informationssuche im Internet vorgenommen werden. Somit ist das Thema der Gesundheitsinformationen im Internet nicht nur ein aktuelles Thema, sondern es ist auch mit einer interessanten Debatte um Selbstinformation/-medikation gegenüber klassischen Wegen der Informationsbeschaffung bei professionellen medizinischen Stellen verbunden.

Fragestellung und Datenbasis

Neben dieser Debatte stellt sich aber gerade für die Gerontologie die Frage, ob auch ältere Menschen überhaupt Gesundheitsthemen im Internet suchen. Darüber hinaus ist es interessant zu analysieren, ob sich ältere Internetnutzer in ihrem Interesse für Gesundheitsthemen im Internet von gleichaltrigen Nichtnutzern des Internets unterscheiden und ob sich hier auch Unterschiede hinsichtlich bestimmter Personenmerkmale zeigen. Um diese Fragen zu beantworten, wurden für die hier vorliegende Auswertung Daten zur Internetnutzung bei Personen ab 65 Jahren in der Schweiz (Seifert & Schelling, 2015) herangezogen. Mittels einer repräsentativen telefonischen und postalischen Erhebung in der gesamten Schweiz wurden bei insgesamt 1037 älteren Personen ab 65 Jahren Informationen zur Person, zu ihrer allgemeinen Techniknutzung und -einstellung, ihrem Internetnutzungsverhalten und ihrer Einstellung zum Internet erhoben. Es konnten sowohl Personen befragt werden, die das Internet nutzen, als auch Personen, welche das Internet nicht selber nutzen. Anhand der Befragungsstudie konnte gezeigt werden, dass 2014 erst 56 % der befragten Personen ab 65 Jahren angaben, das Internet zu nutzen.

Ältere Internetnutzer und die Suche nach Gesundheitsthemen

Werden die Onliner (Internetnutzer) befragt, welche Angebote sie im Internet nutzen, geben 56 % an, dass sie dort Informationen zu Gesundheitsthemen suchen. Von diesen suchen 10 %  Gesundheitsthemen auch mit mobilen Geräten, also mit Smartphone oder Tablet-Computer. Im Vergleich zu den drei am häufigsten genannten Anwendungen im Internet (mit jeweils mehr als 70% Nennungen) – nämlich Emails schreiben, allgemeine Informationssuche und Fahrpläne abrufen – nimmt die Suche nach Gesundheitsthemen den Platz 7 von 17 möglichen Anwendungsmöglichkeiten ein. Diese häufige Nennung lässt darauf schliessen, dass für die älteren Onliner die Suche nach Gesundheitsthemen ein wichtiges Thema ist und sie dies häufig im Alltag tun.

Ältere Nicht-Nutzer des Internets und ihr Interesse an Gesundheitsthemen

Neben den Onlinern wurden auch die Offliner, also die Nicht-Nutzer des Internets, gefragt, welche Anwendungen im Internet sie für interessant halten, auch wenn sie selber das Internet derzeit (noch) nicht nutzen. Es wurden hier die selben 17 möglichen Internetanwendungen vorgelegt. 43 % der Offliner geben an, dass sie sich dafür interessieren, Gesundheitsthemen im Internet zu suchen. Bemerkenswerterweise erhält nun gerade dieser Inhalt der Internetnutzung am meisten Interessensbekundungen; alle anderen möglichen Anwendungen oder Inhalte (so auch Emails schreiben, allgemeine Informationssuche und Fahrpläne abrufen) wurden seltener als „interessant“ markiert. Hier besteht offenbar ein grosses Interesse. Interessanterweise zeigen sich keine Zusammenhänge mit anderen Personenmerkmalen (Geschlecht, Alter, Bildung, Einkommen und Wohnort) und mit der subjektiven Gesundheitseinschätzung. Dies lässt die These formulieren, dass das Interesse an der Gesundheit und deren Wahrung in dieser Altersklasse omnipräsent ist und das Internet hierbei als wichtige Informationsquelle betrachtet wird.

Potenziale und Herausforderungen

Die Auswertung hat gezeigt, dass die Informationsbeschaffung zu Gesundheitsthemen im Internet ein grosser anziehender (Pull-)Faktor für Offliner sein kann, das Internet in Zukunft zu nutzen. Es zeigte sich auch, dass sich Onliner wie Offliner für Gesundheitsthemen interessieren und im Internet eine wichtige Informationsquelle sehen. Generell geben die befragten Offliner  neben der Aussage „das Internet ist zu kompliziert und der Aufwand des Erlernens ist zu hoch“ vor allem an, dass sie Sicherheitsbedenken hätten und deshalb das Internet nicht nutzten. Diese Sicherheitsbedenken können einerseits Ängste vor Internet-Kriminalität sein, aber auch Ängste davor, dass persönliche Daten im Internet für alle verfügbar würden und die Gefahr bestünde, dass diese in falsche Hände kommen. Für das Beispiel der Suche nach Gesundheitsthemen im Internet spielen Sicherheitsbedenken eine grosse Rolle, gerade wenn zum einen die Informationen im Internet als nicht vertrauenswürdig angesehen werden, und zum anderen, wenn z.B. über das Internet gesundheitsrelevante persönliche Daten übermittelt werden. Diese Herausforderungen der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien sollten immer mitbedacht werden, wenn gesundheitsbezogene Angebote im Internet gerade für ältere Menschen initiiert werden. Auf der anderen Seite zeigen die Auswertungen aber auch, dass hier diverse Potenziale bestehen, zum Beispiel darin, dass Personen sich durch das Internet weitere Informationen zu einem gesundheitsrelevanten Thema einholen können, oder zum Beispiel mit ihren Ärzten über das Internet kommunizieren und Vitaldaten übertragen können. Aber auch hier sollte die oben angesprochene Gefahr und die Abwägung, ob (und welchen) Informationen man im Internet glauben sollte, mit gesundem Menschenverstand reflektiert werden. Auch sollte einer Selbstbehandlung allein auf Grundlage von Informationen aus dem Internet mit Vorsicht begegnet werden – im Zweifelsfall hat sich der alte Warnhinweis bewährt: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!“

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