Das Smartphone als Alltagshelfer im Alter

Mobile Geräte zur Nutzung des mobilen Internets oder anderen mobilen Anwendungen haben in den letzten Jahren an Alltagsbedeutung gewonnen. Das Smartphone oder der Tablet-Computer werden bereits auch von einigen älteren Menschen täglich genutzt. Doch sehen sie in der Nutzung auch eine Ressource, um ihren Alltag besser zu bewältigen? Der vorliegende Beitrag nimmt sich auf Grundlage repräsentativer Daten aus der Schweiz dieser Frage an.

Innerhalb der bereits hier vorgestellten Befragungsstudie von Seifert & Schelling (2015) konnte erstmals auch die Nutzung von Smartphones und Tablet-Computern und damit die Verwendung des mobilen Internets erforscht werden. Es zeigt sich, dass etwa ein Drittel der befragten Personen ab 65 Jahren ein solches mobiles Gerät besitzt und dieses auch häufig verwendet, auch um damit unterwegs ins Internet zu gehen. Bereits 32 % der befragten Personen ab 65 Jahren verfügen über ein internetfähiges Smartphone und 26 % über einen Tablet-Computer in ihrem Haushalt. Die Personen, welche das mobile Internet nutzen, gehören hauptsächlich der Gruppe der «Intensivnutzer» an; dies bedeutet, sie nutzen nicht nur den klassischen Computer fast täglich, sondern auch die mobilen Endgeräte, um damit ins Internet zu gehen.

Das Smartphone als Alltagsbegleiter

Mit mobilen Endgeräten zur Internetnutzung können zahlreiche Vorteile und Nachteile sowie Meinungen bzw. Einstellungen verbunden sein. Um die Meinungen zur Smartphone-Nutzung abzufragen, wurden den befragten Personen, welche das Internet auch unterwegs (mobil) mit dem Smartphone nutzen, drei Aussagen vorgelegt, und sie wurden gebeten anzugeben, ob sie die jeweilige Aussage eher ablehnen oder ihr eher zustimmen. Von den 189 Personen, welche die drei Aussagen bewertet haben, stimmen deutliche 93 % der ersten Aussage „Mein Smartphone gibt mir auch unterwegs ein Gefühl von Sicherheit (z.B. Erreichbarkeit im Fall der Fälle oder um Hilfe rufen können)“ zu. Nur 7 % lehnen diese Aussage ab. Die weitere Aussage „Mein Smartphone ist mein ständiger Begleiter“ erhielt von immerhin 77 % der Smartphone-BesitzerInnen eine Zustimmung. „Mit meinem Smartphone kann ich meinen Alltag gut organisieren“ war die letzte Aussage in diesem Themenbereich; 61 % stimmten ihr zu.

Es zeigt sich, dass allen drei Aussagen von der deutlichen Mehrheit der befragten mobilen Onliner zugestimmt wurde. Diese hohe Zustimmung spricht nicht nur für die jeweiligen Vorteile des Smartphones, sondern auch dafür, dass das Smartphone und das mobile Internet Hilfsmittel sein können, um den Alltag besser zu organisieren und sich abzusichern. Jene strukturierenden und Sicherheit gebenden Aspekte sind gerade bei der Erforschung des Alltags von älteren Menschen zu berücksichtigen. Es stellt sich daher die Frage, inwieweit das Smartphone generell dabei helfen kann, den Alltag älterer Menschen besser zu organisieren, zu strukturieren und mit einem Sicherheitsgefühl zu versehen. Mit den vorliegenden Daten können diese Fragen leider nicht abschliessend beantwortet werden; dies könnte Bestandteil weiterer Forschung sein.

Der Vergleich der stationären mit der mobilen Anwendung

Um die Vorteile mobiler Geräte wie des Smartphones oder des Tablet-Computers herauszustellen, werden diese oft mit dem herkömmlichen Computer verglichen. Dabei wird oft auf die überlegene Handlichkeit und ortsunabhängige Einsatzfähigkeit des Smartphones im Vergleich zum Computer hingewiesen. Um die jeweiligen Vor- und Nachteile sichtbar zu machen, wurden vier Kriterien vorgelegt, zu welchen die befragten Onliner (welche ein Smartphone oder einen Tablet-Computer im Haushalt haben) angeben konnten, bei welchem dieser Geräte, nämlich Computer, Tablet-Computer und Smartphone, das jeweilige Kriterium am besten erfüllt sei. Ein erstes Kriterium war die Handhabung des Geräts. Hier fielen 67 % der Antworten auf den Computer, 18 % auf den Tablet-Computer und 9 % auf das Smartphone. 14 % gaben an, dass alle drei Geräte das Kriterium gleich erfüllen. Geringe Kosten (Geräte und Abo) waren ein zweites Kriterium; auch dieses wurde von der Mehrheit (53 %) dem Computer zugesprochen. 10 % sahen hier den Tablet-Computer im Vorteil, und 8 % sprachen dem Smartphone dieses Kriterium als am besten zu. Das Kriterium Datensicherheit wird auch von der Mehrheit (54 %) als am besten beim Computer gesehen, deutlich seltener beim Tablet-Computer (4 %) oder beim Smartphone (3 %). Die beiden letzten Kriterien „Nutzung mit Seh- oder Höreinbussen“ und „Nutzung mit Beeinträchtigungen der Finger“ wurden von mehr als 65 % der befragten Personen beim Computer gesehen, etwa 10-14 % sehen hier den Tablet-Computer im Vorteil, und nur jeweils 5 % sprechen dem Smartphone dieses Kriterium am ehesten zu.

Insgesamt kann festgestellt werden, dass die aufgestellten Kriterien am besten am Computer als erfüllt betrachtet werden; dennoch zeigt insbesondere der Tablet-Computer grosse Potenziale in der Bedienung und könnte für einige der Personen vielleicht den bisherigen stationären Computer ablösen. Immerhin etwa 27 % der befragten Personen bewerten die mobilen Geräte (Smartphone / Tablet- Computer) als handlicher als den herkömmlichen Computer.

Welche Aspekte sind bei einem Smartphone wichtig?

Neben dem Gerätevergleich war es auch interessant nachzufragen, welche Aspekte ein Mobilgerät wie ein Smartphone mitbringen müsste, damit es gefällt bzw. gekauft wird. Es wurden 10 Aspekte vorgegeben und die befragten Personen konnten jeweils angeben, welche drei Aspekte ihnen am wichtigsten sind. Es wurden sowohl Onliner als auch Offliner befragt. Es wurden insgesamt 451 erste, 297 zweite und 168 dritte direkt zuordenbare Nennungen abgegeben. Werden alle Nennungen zusammengenommen, wird deutlich, dass von allen befragten Personen die einfache Bedienung und Benutzung als wichtigstes Merkmal angegeben wird, gefolgt von der Zuverlässigkeit, der Grösse, den grossen Tasten und dem grossen Display. Kaum relevant für eine Kaufentscheidung ist die Marke, das Design und die Möglichkeit das Gerät mit Einschränkungen (wie z.B. mit einem Hörgerät) zu nutzen. Der Vergleich zwischen Onliner und Offliner zeigt, dass den Offlinern grosse Tasten/Tastenfelder wichtiger sind als den Onlinern, dafür ist den Offlinern die Anzahl der Applikationen, das Design oder der Hersteller deutlich weniger wichtig.

Die altersgerechte App-Gestaltung

Im Zuge des Alterns kann die Nutzung des Smartphones oder des Tablet-Computers durch verschiedenste individuelle Veränderungen (bspw. Sehen, Hören, taktile Steuerung, Gedächtnisleistung) eingeschränkt bzw. erschwert werden. Hindernisse und Schwierigkeiten bei der Nutzung können dabei unter zwei verschiedenen Perspektiven betrachtet werden:

  • Die Nutzung von Internet-Angeboten wird durch Beeinträchtigungen der Nutzerin bzw. des Nutzers eingeschränkt.
  • Die Nutzung wird durch die nicht barrierefreie Gestaltung der Applikationen (Apps) eingeschränkt.

In der Forschung und insbesondere in der Praxis sollte es daher um eine Abstimmung zwischen technologischen Fortschritten und Bedürfnissen älterer Menschen gehen. Anbieterinnen und Anbieter von Apps können dem entgegen kommen, indem sie Konzepte und Handlungsrichtlinien für eine auch hinsichtlich alterskorrelierter Schwierigkeiten barrierefreie Gestaltung berücksichtigen. Dabei sollten spezielle „Apps für Senioren“ und damit eine Etikettierung im Sinne von „speziell für die Alten“ vermieden werden; von erleichterten Zugängen profitieren alle. In Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW; Prof. Alireza Darvishy) konnte das Zentrum für Gerontologie bereits 2013 eine Broschüre zur altersgerechten Webseitengestaltung erstellen und so eine praxisorientierte Checkliste für eine optimierte Gestaltung vorlegen. Diese Broschüre und ein E-Learning-Modul können unter www.ageweb.ch abgerufen werden.

Im September 2016 ist eine zweite Broschüre zum Thema „Altersgerechte mobile Applikationen“ (Darvishy, Hutter & Seifert, 2016; Download) erschienen. Hierbei stehen mobile Anwendungen mittels Smartphone und Tablet im Vordergrund; es werden eine angepasste Checkliste und spezifische Empfehlungen präsentiert.

Schlussbemerkung

Interessant wird es sicherlich in Zukunft sein, ob sich die Nutzungszahlen der älteren Personen jenen der jüngeren Personen anpassen, und ob in zehn Jahren die Mehrheit der Personen ab 65 Jahren auch ein Smartphone oder einen Tablet-Computer nutzen wird. Vielleicht ersetzen auch die mobilen Touch-Screen-Geräte bald die herkömmlichen eher stationären Geräte (Desktop-Computer und Notebooks) bzw. bieten hier einen besseren Einstieg in die digitale Welt für ältere Menschen. Bereits jetzt sollten aber die Bedürfnisse und Wünsche der älteren Menschen hinsichtlich einer optimalen Nutzung der mobilen Endgeräte und Apps berücksichtigt werden, um so einen altersunabhängigen Zugang zur mobilen digitalen Welt zu ermöglichen.

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