Wünsche zu digitalen Bildungsangeboten bei Personen ab 60 Jahren in der Schweiz

Die noch andauernde COVID-19-Pandemie hat nicht nur das Schulwesen oder manchen Arbeitsplatz „digitalisiert“ und auf Onlineangebote überführt, sondern betrifft auch die Bildungsangebote für ältere Menschen. Doch wie sehen die Wünsche zu digitalen Lösungen der Bildungsbeteiligung bei Personen ab 60 Jahren in der Schweiz aus? Eine aktuelle Studie gibt Einblicke.

Seit Anfang 2020 beschäftigen sich nicht nur die Menschen in der Schweiz, sondern in allen Ländern der Erde mit der Covid-19-Pandemie. So mussten viele Vor-Ort-Angebote im Bildungsbereich (z. B. Seniorenuniversitäten und Volkshochschulen) eingeschränkt oder sogar ganz eingestellt werden. Eine Möglichkeit, die fehlenden Vor-Ort-Angebote zu kompensieren, war es, die Inhalte digital aufzubereiten und z. B. über das Internet anzubieten. Um die Bereitschaft, an solchen Onlineangeboten teilzunehmen, in der Gesamtbevölkerung ab 60 Jahren zu erfassen, initiierte die U3 (Schweizerischer Verband der Seniorenuniversitäten) zusammen mit dem Verband der Schweizerischen Volkshochschulen (VSV) und dem Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich eine Befragungsstudie (Link). Mittels einer nationalen Onlineerhebung mit optionaler postalischer Teilnahme wurden schweizweit bei insgesamt 1.004 Menschen ab 60 Jahren Informationen zu ihrer Person und ihrer Bildungsbeteiligung erhoben. Der Aspekt der „Digitalisierung“ war dabei ein Sonderthema der Befragung.

Allgemeine Mediennutzung

Die Befragung zeigt, dass die Mehrheit der Befragten Zeitschriften liest (99 %), Fernsehen schaut (97 %), Radio hört (95 %) und das Internet nutzt (92 %), und zwar auch täglich. Seltener, wenn auch noch häufig, wird ein Smartphone (84 %) verwendet, noch seltener ein Tablet (59 %). Gesundheitsarmbänder werden sehr selten (16 %) getragen und nur wenige Studienteilnehmer*innen besitzen eine Smartwatch (12 %). In Zeiten der Pandemie und damit einer Zeit der Vermeidung von Kontakten wurden/werden sicherlich etwas stärker Self-Check-out-Kassen genutzt und es wurde/wird häufiger kontaktlos bezahlt; etwas mehr als die Hälfte der Befragten (51 %) hat hiervon bereits mindestens einmal Gebrauch gemacht.

Techniknutzung in Zeiten einer Pandemie

Da die aktuelle Befragung Ende 2020 stattgefunden hat, war es uns auch wichtig, zu erfahren, ob die Befragten das Internet jetzt häufiger nutzen und was sie von Bildungseinrichtungen erwarten. So sollten die Befragten zunächst angeben, ob sie seit Beginn der Pandemie das Internet häufiger genutzt haben/nutzen als vorher (siehe Abb. 1). Mit einem Mittelwert von 3.11 (Skala: 1 «lehne ich völlig ab» bis 5 «stimme ich völlig zu») wurde diesem Aspekt eher zugestimmt, wenn auch nicht deutlich. Die zweite zu bewertende Aussage lautete: «Mir wäre es wichtig, dass Bildungseinrichtungen ihr Angebot während einer Pandemie auch elektronisch bereitstellen.» Dieser Aussage wurde mit einem Mittelwert von 3.48 eher zugestimmt (aktuelle Nutzer*innen von Bildungsangeboten: Mittelwert: 3.52). Hier ist ein grosses Potenzial für zukünftige digitale Bildungsangebote erkennbar, da 56.5 % der Befragten dieser Äusserung eher bzw. sehr zustimmten. Auch der letzten diesbezüglichen Aussage – «Mir wäre es wichtig, dass Bildungseinrichtungen auch Angebote schaffen, die mir helfen, mit den neuen technischen Dingen zurechtzukommen (z. B. Vorträge via Video am PC zu verfolgen)» – stimmten die Befragten eher zu, wenn auch nicht deutlich: Mittelwert alle: 3.38; Mittelwert Nutzer*innen aktueller Bildungsangebote: 3.46. Werden die drei Aussagen hinsichtlich der Sprachregionen unterschieden, wird deutlich, dass Bewohner*innen der französisch- und italienischsprachigen Schweiz den Aussagen häufiger zustimmten als Personen aus der deutschsprachigen Schweiz. So wurde/wird z. B. in der F-CH das Internet pandemiebedingt nicht nur häufiger genutzt, sondern auch vermehrt der Wunsch nach digitalen Angeboten der Bildungseinrichtungen geäussert.

Abb. 1: Wünsche zu digitalen Bildungsangeboten

Fazit

Es konnte gezeigt werden, dass die befragten Personen ab 60 Jahren eher technikaffin sind. Sie nutzen die heutige Technik – wie das Internet oder mobile Geräte (z. B. das Smartphone) – und besitzen auch die dafür notwendigen Kompetenzen. Auch werden im Internet eher Potenziale und damit teilweise auch Chancen für die Digitalisierung (z. B. zur eigenen Alltagsbewältigung) gesehen. In der aktuellen Corona-Pandemie wünschen sich 56 % der befragten Personen, dass Bildungseinrichtungen ihr Angebot während einer Pandemie auch digital bereitstellen; hierfür sollten diese Einrichtungen aber auch Angebote offerieren, in denen Wissen zur Aneignung von Technikkompetenzen vermittelt wird.

Literatur

Seifert, A., Perrig-Chiello, P., & Martin, M. (2021). Bildungs- und Lernbedürfnisse im Alter—Bericht zur nationalen Befragungsstudie in der Schweiz. U3/VSV/SAGW. https://www.uni-3.ch/images/pdf/U3_Befragung_2021/U3_Bericht_Befragung_2021_de.pdf

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