MULTICAST: Sprachliche Merkmale suizidaler Gedanken und Verhaltensweisen

Die Sprache lässt bedeutsame Schlüsse auf unsere psychische Verfassung zu. Durch Veränderungen wie beispielsweise in Tonfall und Wortwahl können wir implizit Rückschlüsse auf die Verfassung unseres Gesprächspartners ziehen. Diese impliziten Einschätzungen können in der Forschung mithilfe qualitativer und quantitativer Methoden untersucht werden. Dabei zeigt sich, dass die Sprache hoch relevant für die Vorhersage psychischer Gesundheit ist. Diese vielversprechende Erkenntnis nutzen wir in unserem neusten Forschungsprojekt zur Suizidprävention und in der Behandlung suizidaler Patient*innen.

Eine interdisziplinäre Studie zur Vorhersage von suizidalen Gedanken und Verhaltensweisen

Mit zunehmendem Alter steigt die Suizidrate an. Daher ist es zentral, Vorhersagemodelle zu entwickeln, um das Suizidrisiko einschätzen zu können. In MULTICAST ist unser internationales Forschendenteam an der Arbeit, um mit ihrem gemeinsamen Wissen aus Psychologie, Psychiatrie, Linguistik und Data Science genau dies zu tun. Mithilfe modernster Technologien wie Smartphone Apps erheben wir Daten, um diese u.a. auf Sprachmerkmale hin auszuwerten, welche Rückschlüsse auf sich anbahnende suizidale Krisen geben könnten.

Logo des Projekts «MULTICAST»

Ziel: Ein multimodales Vorhersagemodell

Bisher gibt es keine zuverlässigen Modelle zur Vorhersage von suizidalen Gedanken und Verhaltensweisen. MULTICAST setzt daher auf ein multimodales Vorhersagemodell. Das heisst, wir erfassen verschiedenste Modalitäten und integrieren diese in ein Vorhersagemodell: verbale und non-verbale Sprache (Videoaufnahmen), Veränderungen der Suizidgedanken (Smartphone-App), psychiatrische Vorgeschichte, psychisches Wohlbefinden und neurophysiologische Merkmale (EEG). Diese sollen ein ganzheitlicheres Bild ergeben und damit eine präzisere Beantwortung der folgenden Fragen erlauben:

  • Welche Merkmale sagen eine Zunahme von Suizidgedanken vorher?
  • Welche Merkmale der Sprache sind besonders bedeutsam für die Vorhersage von suizidalen Gedanken und Verhaltensweisen?
  • Können wir damit frühzeitig intervenieren?»

Ablauf der Studie

Die MULTICAST-Studie begann im Jahr 2022 und wird bis 2026 fortgeführt. Das Projekt hat drei Teilprojekte. Aktuell erheben wir im Teilprojekt PREDICT Daten an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK) und in Kürze auch in New York (NYU) und in Basel an der Universitären Psychiatrischen Klinik (UPK). Ziel ist die Erstellung des Vorhersagemodells für Suizidgedanken. Parallel dazu werden im Teilprojekt EXPERIMENT die wichtigsten Prozesse, die Suizidgedanken zugrunde liegen, genauer untersucht. Die Erkenntnisse beider Teilprojekte werden im letzten Teil des Projekts, TREAT, für die Entwicklung von Behandlungsmodulen und einer Weiterentwicklung der App genutzt. Hier sollen Interventionsmodule integriert werden, welche auf die Schlüsselmechanismen von suizidalen Gedanken und Verhaltensweisen abzielen.

MULTICAST wird vom Schweizer Nationalfonds finanziert und ist eine Zusammenarbeit interdisziplinärer und internationaler Experten der Universitäten von Zürich (UZH und ETH) und New York (NYU).

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Studien-Webseite: https://www.multicast.uzh.ch/en.html

Projektleiter*innen:
Prof. Dr. Birgit Kleim (UZH), Prof. Dr. Sebastian Olbrich (UZH), Prof. Dr. Guido Seiler (UZH), Prof. Dr. Katharina Schultebrauks (NYU).

Projektpartner*innen:
Prof. Isaac Galatzer-Levy (NYU), Prof. Tobias Kowatsch (ETH Zurich) Prof. Undine Lang (UPK Basel), Prof. J. John Mann (Columbia University), PD Dr. Andrei Manoliu (PUK Zurich), Prof. Tanja Samardzic (UZH), Prof. Urte Scholz (UZH), Prof. Erich Seifritz (PUK Zurich), Prof. Elisabeth Stark (UZH), Prof. Carolin Strobl (UZH), PD Dr. Stefan Vetter (PUK Zurich)

Forschung

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