Musik als Brücke zur Welt der Demenz

Als musikbasierte Intervention zielt MUSIC CIRCLES darauf ab, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu steigern und den Zugang zu ihnen zu erleichtern. Die Evaluation des Zentrums für Gerontologie der Universität Zürich belegt die positiven Auswirkungen von Musik auf Menschen mit Demenz sowie auf deren Umfeld.

Die Herausforderung der Demenz

Menschen mit Demenz stehen vor komplexen Herausforderungen, die weit über kognitive Einschränkungen hinausgehen. Emotionale und soziale Schwierigkeiten können zu verminderter Lebensqualität führen. Diese Situation belastet nicht nur die Betroffenen, sondern auch Pflegepersonal und Angehörige in ihrer täglichen Interaktion und Beziehungsgestaltung.

Musik als universelle Sprache

Hier setzt MUSIC CIRCLES an. Die Intervention nutzt die Fähigkeit der Musik, Menschen unabhängig von ihren kognitiven Fähigkeiten zu erreichen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Musik emotionale Resonanz erzeugen und positive Auswirkungen auf Stimmung, Lebensqualität und soziales Verhalten haben kann.

Das Konzept von MUSIC CIRCLES

MUSIC CIRCLES basiert auf improvisatorischem Musizieren in Gruppen. Bewohnende von Pflegeinstitutionen, Mitarbeitende und professionelle Musiker*innen kommen zusammen, um auf Augenhöhe zu interagieren. Ziel ist es, durch Musik emotionale und soziale Verbindungen zu fördern.

Die Wirkung von Musik bei Demenz

Die positiven Effekte von Musik bei Menschen mit Demenz sind wissenschaftlich gut dokumentiert:

  • Nonverbale Kommunikation: Musik ermöglicht Interaktion jenseits kognitiver Einschränkungen.
  • Emotionale Resonanz: Musik weckt Gefühle und verändert Stimmungen.
  • Hormonelle Wirkung: Studien zeigen, dass Musik die Ausschüttung von Wohlfühlhormonen wie Dopamin, Oxytocin und Serotonin fördert.

Das psychosoziale Modell der Musikwirkung

McDermott et al. (2014) beschreiben drei Dimensionen der Musikwirkung:

  1. Hier und Jetzt: Musik schafft Momente intensiver Präsenz und positiver Emotionen.
  • Identität: Musik unterstützt den Zugang zur eigenen Identität durch autobiografische Erinnerungen.
  • Verbundenheit: Musik fördert soziale Bindungen zwischen Menschen mit Demenz und ihrem Umfeld.

Hauptbefunde der Evaluation

Die vom Zentrum für Gerontologie durchgeführte Evaluation zeigt, dass MUSIC CIRCLES positive Auswirkungen auf die Bewohnenden hat:

  1. Verbundenheit und soziale Interaktion: Bewohnende nahmen die Anwesenheit anderer Menschen bewusster wahr, was sich in verstärktem Blickkontakt und körperlichen Interaktionen zeigte.
  • Emotionale Resonanz und Wohlbefinden: Die Sessions lösten Freude und Entspannung aus, mit positiven Effekten, die über die Dauer der Sessions hinaus anhielten.
  • Engagement und Initiative: Bewohnende zeigten verstärkte Wachheit und Aufmerksamkeit, nahmen aktiv am musikalischen Geschehen teil und zeigten sogar eigene Initiative.
  • Identität und autobiografische Erinnerungen: Die Musik ermöglichte den Zugang zu persönlichen Erinnerungen, was zu spontanen Erzählungen aus dem Leben der Bewohnenden führte.

Die Evaluation zeigt, dass MUSIC CIRCLES das Potenzial hat, eine wertvolle ergänzende musikbasierte Intervention zur Verbesserung des Wohlbefindens von Bewohnenden, Mitarbeitenden und Musiker*innen zu sein. Trotz einiger Herausforderungen, wie den hohen Kosten der Intervention, bietet MUSIC CIRCLES eine vielversprechende Plattform für Reflexion und Weiterentwicklung in der Demenzbetreuung.

Die Ergebnisse unterstreichen die Kraft der Musik als universelle Sprache, die Menschen mit Demenz auf einer tiefen emotionalen Ebene erreichen kann. MUSIC CIRCLES eröffnet neue Wege, um die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern und gleichzeitig das Pflegepersonal und die Musiker*innen in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung zu unterstützen.

Weiterführende Informationen

Music Circles – Ein Musik-Projekt für und mit Menschen mit Demenz

Music Circles | Zentrum für Gerontologie (ZfG) | UZH

Literatur

Alheit, P., Page, K., & Smilde, R. (2015). Musik und Demenz. Psychosozial-Verlag.

Clare, A., Camic, P. M., Crutch, S. J., West, J., Harding, E., & Brotherhood, E. (2020). Using music to develop a multisensory communicative environment for people with late-stage dementia. Gerontologist, 60(6), 1115–1125. https://doi.org/10.1093/geront/gnz169

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