Generationenübergreifendes Wohnen als alternatives Wohnmodell

Im Herbst 2019 starteten die Gesundheitszentren für das Alter das Pilotprojekt «Generationenübergreifendes Wohnen». Ältere Menschen wohnen gemeinsam mit Studierenden im Kanton Zürich unter einem Dach zusammen. Im Vordergrund steht dabei der Austausch zwischen den Generationen. So auch im Gesundheitszentrum Klus Park im Hirslanden-Quartier.

Früher war es noch üblich, dass Familienmitglieder aus unterschiedlichen Generationen zusammenlebten und sich gegenseitig unterstützten und austauschten. Diese Wohnkultur hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert und resultiert in eine vermehrte Trennung der Generationen. Für ältere Menschen steigert dies die Gefahr sozialer Isolation und das Bedürfnis nach einer Gemeinschaft. Den Gesundheitszentren für das Alter ist es wichtig, dass Bewohnerinnen und Bewohner ein Teil der Gesellschaft sind und mitten im Leben stehen. Aus diesem Grund wurde das Projekt lanciert – mit Erfolg. 

Mitten im Leben und im Geschehen

«Seit ich mit den Studierenden des Studentischen Wohnens zu tun habe und von ihrem Wissen und ihrer Unterstützung profitieren kann, fühle ich mich wieder viel jünger und vitaler», so die Aussage einer Bewohnerin, die im Gesundheitszentrum Klus Park wohnt. Die ehemaligen Personalwohnungen werden seit 2019 zu einem günstigen Mietpreis an Studierende angeboten – im Gegenzug leisten sie gemeinnützige Arbeit.

Für die jungen Menschen sind die Begegnungen eine Bereicherung. Sie können vom Erfahrungsschatz der Hochaltrigen profitieren und von Lebensweisen, die ihnen nicht mehr bekannt sind. Das bessere Verständnis für die andere Generation wird gemeinsam gefördert und lässt eine neue Perspektive zu. Durch die unterschiedlichen Lebensabschnitte ergibt sich ein spannender Austausch und Auseinandersetzungen mit verschiedenen Themen. Eine Studentin erklärt ihr Interesse für das Projekt: «Ich möchte mehr Bewusstsein für mein Leben schaffen. Vor allem bezüglich meiner Ausbildung, die ich geniessen darf. Und im Zusammenhang mit meinem Konsum von Lebensmitteln und Kleidung.»

Erfolgreiche Generationenbrücke

Die Bewohnerinnen und Bewohner verbringen die meiste Zeit mit Menschen in der gleichen Altersgruppe und der Austausch ist geprägt von eigenen Erfahrungen aus vergangenen Zeiten, dem Älter werden und allenfalls dem Verlust gewisser Fähigkeiten oder körperlicher Einschränkung. Der Kontakt zu jüngeren Menschen ist daher sehr willkommen. Ob Alltagsgeschichten mit Prüfungsstress, Berufswahl oder Familie: Vieles, aber nicht alles, hat sich über die letzten Jahrzehnte verändert oder weiterentwickelt, worüber einzeln aber auch in Gruppen angeregt diskutiert wird.

Gegenseitige Unterstützung

Die Studierenden leisten pro Woche einige Stunden gemeinnützige Arbeit in unterschiedlicher Form. Sie helfen den Bewohnerinnen und Bewohnern bei Computerproblemen, organisieren Lesekreise, Spiel- oder Kochabende. Die Möglichkeiten sind endlos. Dabei werden beide Generationen und ihre Bedürfnisse unter einen Hut gebracht. Dies ermöglicht auch den Blick auf etwas Neues, auf Lebenswerte und gesellschaftliche wie politische Hintergründe – und den Wortschatz. Insbesondere im Sprachgebrauch entsteht das Gefühl, dass die andere Generation eine völlig andere Sprache spricht. Aus diesem Umstand heraus haben die Studierenden im Gesundheitszentrum Klus Park eine Gruppenaktivität erstellt: Sie erstellten ein Memory aus Redewendungen, sprachlich jeweils mit einer «neuen» und einer «alten» Version. Dadurch lernen die Studierenden alte Ausdrücke, den geschichtlichen Hintergrund und die daraus abgeleitete Sprachentwicklung. Gleichzeitig lernen die älteren Menschen Wörter aus der anderen Altersstufe.

Wie schaffen wir es, diese zwei Lebensaspekte unter einen Hut zu bringen?

Es braucht viel Verständnis von beiden Seiten für die verschiedenen Lebensabschnitte und Rücksichtnahme für die Gegebenheiten des Alltages sowie für die anderen gesellschaftlichen und politischen Hintergründe. Die Werte des Lebens verändern sich laufend und werden heute im Vergleich zu früher anders gelebt. Dies braucht für beide Seiten Erklärungen, Gespräche helfen für das gegenseitige Verständnis. Von der jüngeren wie auch von der älteren Generation braucht es die Bereitschaft, um sich auf die Auseinandersetzung mit dem Anderen, dem Unvertrauten einzulassen. Ist diese Bereitschaft vorhanden sind viele spannende Auseinandersetzungen möglich.

Chancen für Jung und Alt

Je mehr Berührungspunkte es zwischen Alt und Jung gibt, desto kleiner werden die Begegnungsängste und das Verständnis für alle Generationen wächst. Die gesellschaftliche Solidarität für die andere Altersgruppe wird grösser.

Die einzelnen Lebensabschnitte werden besser verstanden und auch die Herausforderungen, die das Älter werden mit sich bringen. Dabei wird allenfalls auch der eigene Lebensstil hinterfragt und angepasst – weil es früher auch nicht notwendig war. Die Ressourcen beider Generationen sind sehr reich und der gegenseitige Austausch macht sie umso wertvoller.

Die älteren Menschen profitieren von der Lebenslust der Jüngeren und bleiben durch den Kontakt und neuem Wissen in der Gesellschaft integriert. Auf der anderen Seite werden der Alltag und die Entwicklung der jüngeren Generation aus neuen Blickwinkeln betrachtet und mit neuen Ansichten bereichert.

Fazit

Das Pilotprojekt hat sich gut etabliert. Zehn Studierende sind verteilt auf die drei Gesundheitszentren Klus Park, Rebwies und Bürgerasyl-Pfrundhaus tätig. Zwei weitere Wohnungen für insgesamt fünf Studierende befinden sich in Planung. Bewohnerinnen und Bewohner aber auch die Studierenden schätzen das Angebot und sehen eine wichtige Förderung des Verständnisses für die andere Generation. Es bereichert den Alltag.

Praxis

Kommentar

Ein gelungenes Projekt. Streben wir auch als Landesseniorenrat an. Wenn es möglich ist möchte ich mehr darüber erfahren. Beste Grüße Ps

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