Die Übergangspflege – ein Gewinn für das Leben zu Hause

Viele Personen sind unmittelbar nach einem geplanten oder notfallmässigen Spitalaufenthalt noch nicht in der Lage, wieder nach Hause auszutreten oder an einer regulären Rehabilitation teilzunehmen. Dem kommen die Kompetenzzentren für Übergangspflege mit pflegerischer Unterstützung sowie niederschwelligen Rehabilitationsmassnahmen entgegen. In einer Studie konnten wir den positiven Effekt nachweisen.

Die Kompetenzzentren für rehabilitative Akut- und Übergangspflege (AÜP) sind ein Angebot der städtischen Gesundheitszentren für das Alter und Teil der Betreuungskette für ältere Menschen in der Stadt Zürich. Sie sind für pflegebedürftige und rekonvaleszente ältere oder polymorbide Menschen in einem stabilen medizinischen Zustand mit einem abgeschlossenen Aufenthalt im Akutspital gedacht. 

Bei den aus dem Spital ausgetretenen Personen wird eine Standortbestimmung durchgeführt, die durch professionelle Betreuung unterstützt und begleitet wird. Der Aufenthalt auf der AÜP dient der weiteren Genesung und dem Aufbau von Fähigkeiten der Patient*innen, um eine Rückkehr nach Hause oder in eine andere Institution zu ermöglichen. Über die Hälfte der Patient*innen der Kompetenzzentren für Übergangspflege können nach einem durchschnittlichen Aufenthalt von 4 bis 5 Wochen wieder zu Hause leben, wenn auch teilweise mit Unterstützung durch die Spitex. Dies war ein Beweis für uns, dass die Patient*innen davon profitiert haben. Uns hat nun interessiert, ob und wie lange dieser positive Effekt anhält.

Längsschnittstudie «Prevention of Nursing Home Admission (PAN)»

Gemeinsam mit dem Institut Pflege der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) konnte eine Studie lanciert werden.  

Das übergeordnete Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit der rehabilitativen Übergangspflege mit Fokus auf die Verbesserung der Funktionsfähigkeit und des Pflegebedarfs während des Aufenthalts auf der AÜP sowie bis zu 12 Monaten zu Hause zu untersuchen. Ausserdem wollten wir wissen, wie lange die Patient*innen nach dem AÜP-Austritt noch zu Hause leben, ungeachtet der formellen und/oder informellen Unterstützung.

Eingeschlossen in die Studie wurden Personen, die im Zeitraum von Mai 2019 bis März 2020 nach einem Spitalaufenthalt in eine Abteilung für Übergangspflege eingetreten sind. Unabhängig von der initialen Diagnose musste bei ihnen das Rehabilitationspotential als «wahrscheinlicher Austritt innerhalb von 8 Wochen» beurteilt werden. Insgesamt konnten wir 194 Teilnehmende rekrutieren, wovon 66 % weiblich waren. Das Durchschnittsalter lag bei 84 (± 9.1) Jahren. Lediglich 24 % der Teilnehmenden lebte nicht alleine, dennoch traten Dreiviertel der Teilnehmenden (n=147) nach einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 32 Tagen wieder nach Hause aus. Nur ein geringer Anteil von ihnen (13 %) benötigte keine Spitexleistungen. Von den verbleibenden Patient*innen sind 35 direkt in eine Langzeitpflegeinstitution übergetreten, die anderen in ein Spital bzw. in eine Rehabilitationsklinik. Nach dem Austritt nach Hause wurden diese Personen im dreimonatlichen Rhythmus telefonisch kontaktiert respektive besucht und neu getestet. Bereits nach drei Monaten konnten nicht mehr alle Teilnehmenden erreicht werden oder sie entschieden sich dafür, nicht mehr länger an der Studie teilzunehmen. Die Eintritte in Langzeitpflegeinstitutionen (n= 30) oder die Todesfälle (n=20) häuften sich in den ersten sechs Monaten. Dadurch reduzierte sich bis zum Studienende die Teilnehmerzahl auf 47 noch zuhause lebende Personen.

Messgrössen

Im Vordergrund der Studie stand die Beurteilung der Funktionalität. Sekundäre Messgrössen waren Gebrechlichkeit, Mobilität, Handkraft und Kognition. Die Funktionalität wurde sowohl während des Aufenthalts als auch zu Hause mit dem Barthel Index gemessen. Ausserdem wurde zuhause nach 6 und 12 Monaten die Handkraft gemessen. Die Funktionalität verbesserte sich während des Aufenthaltes auf der AÜP deutlich und verbesserte sich auch im longitudinalen Verlauf bzw. blieb erhalten (Abb 1). Ein vergleichbares Verlaufsbild zeigt sich bei der Messung der Handkraft.

Abb. 1: Barthel-Index im longitudinalen Verlauf

Die Kognition, gemessen mit dem Mini-Mental-Status-Test (MMSE), veränderte sich primär nicht. Erst nach einem Jahr zeigte sich eine Verschlechterung der Kognition. Bei Eintritt zeigten 13.5 % der Patient*innen Zeichen eines Delirs, gemessen mit der Delir Observation Scale (DOS).
Kognitive Beeinträchtigungen und Delir wurden als beeinflussende Faktoren in Subgruppen untersucht. Auch bei den Teilnehmenden mit kognitiven Beeinträchtigungen konnten funktionale Verbesserungen, insbesondere während des Aufenthalts auf der AÜP, nachgewiesen werden. Auch wenn diese geringer waren als bei den anderen Teilnehmenden, profitierten die betroffenen Personen von den rehabilitativen und unterstützenden Massnahmen. Zur Identifikation von Prädiktoren für den Eintritt in eine Langzeitpflegeinstitution wurde ein Post-Hoc Analyse durchgeführt. Alleine Delir und das Item «Selbständig Essen» des Barthel Index erwiesen sich als Prädiktoren. Bei Personen, die am Eintrittstag (T0) Delirzeichen hatten, ist die Wahrscheinlichkeit für einen Pflegeheimeintritt um 25 % höher. Bei Personen, die Unterstützung beim Essen benötigen, ist sie um 10 % höher.

Schlussfolgerungen

Der Aufenthalt auf den Abteilungen der Übergangspflege der Gesundheitszentren für das Alter in der Stadt Zürich erweisen sich als Benefit für die Patient*innen. Nicht nur, dass sich die Funktionalität und somit auch ihre Selbständigkeit während des Aufenthalts verbessert und über einen Zeitraum von einem Jahr aufrechterhalten werden kann, kann die rehabilitative Unterstützung nach Spitalaustritt auch als nachhaltig angesehen werden. Die Personen, die von dem AÜP-Aufenthalt profitierten, sind so in der Lage, noch eine bestimmte Zeit zu Hause zu leben.

Forschung
Praxis

Kommentar

Lieber Christian
Danke für Dein Interesse. Wir haben noch nicht in Fachjournals publiziert, nur an Kongressen vorläufige Ergebnisse davon vorgestellt. Ob die geplanten Artikel von den Fachzeitschriften angenommen und wann sie veröffentlicht werden, ist offen.

Lieben Gruss
Heike

Kommentar Schreiben

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert