Das Projekt Gütesiegel – ein partizipatives Projekt

Qualitativ hochwertige und nachhaltige gerontologische Forschung ist wichtig für das Wohlergehen älterer Menschen – heute und in Zukunft. Was gute Forschung in diesem Kontext bedeutet, wurde bislang aber noch nicht partizipativ, das heisst unter Einbezug der Beforschten, definiert. Im Rahmen des Projektes Gütesiegel formulierten Beforschte und Forschende gemeinsam 68 Kriterien guter gerontologischer Forschung. In diesem Blogbeitrag wird das Projekt kurz beschrieben und zur Illustration eine Auswahl an Kriterien vorgestellt. 

Exzellente gerontologische Forschung ist wichtig, um eine hohe Lebensqualität und gute Gesundheit heutiger und zukünftiger Generationen im Alter zu gewährleisten. Die Frage, was es dafür für Erkenntnisse bzw. Forschungsprojekt braucht, kann nur unter Einbezug der Beforschten beantwortet werden. Und das gilt auch für die Frage, was gute Forschungsprojekte in der Gerontologie auszeichnet. Der Einbezug von und die Zusammenarbeit mit sogenannten Stakeholdern ist in der nationalen wie auch internationalen Forschung immer mehr ein Thema. Bislang gibt es aber keine Kriterienliste für gute gerontologische Forschung, die partizipativ erstellt wurde.

Ziele

Ziel war die Erstellung einer partizipativ entwickelten Kriterienliste zur Bewertung von gerontologischen Forschungsprojekten, welche in der Forschung zum Einsatz kommt. Die Kriterienliste soll eine Grundlage für qualitativ hochwertige und effiziente gerontologische Forschung bieten.

Methode

In Zusammenarbeit mit der ArbeitsGruppe Senioren am ZfG (AGSG) wurden am Zentrum für Gerontologie und am Universitären Forschungsschwerpunkt (UFSP) „Dynamik Gesunden Alterns“ zwischen April 2014 bis Mai 2015 neun vierstündige Gruppentreffen durchgeführt. Alle Beteiligten (Forschende, Beforschte und Begutachter) arbeiteten gleichberechtigt zusammen und trafen alle Entscheidungen gemeinsam. Aus diesem Grund wurde auch keine Projektleitung ernannt. Die Inhalte der einzelnen Sitzungen wurden beim ersten Treffen gemeinsam festgelegt und die einzelnen Sitzungen wurden jeweils von einer Untergruppe vorbereitet und moderiert.

Resultat

Eine erste Version der Kriterienliste liegt vor. Sie umfasst nebst einer kurzen Einleitung und einem Glossar 68 Kriterien, die sich auf 8 Kapitel verteilen:

  1. Kriterien, die für den ganzen Forschungsprozess gelten,
  2. Definition der Forschungsfrage,
  3. Bestimmung der Methode,
  4. Datenerhebung,
  5. Datenanalyse,
  6. Dateninterpretation,
  7. Veröffentlichung,
  8. Implementierung

Sie ist in Form einer Checkliste gestaltet. In jedem der acht Kapitel kommt der Partizipation, also der Zusammenarbeit zwischen allen an der Forschungsfrage interessierten Personengruppen, besondere Bedeutung zu.

Schlussfolgerung

Mit der partizipativ entwickelten Kriterienliste steht ein innovatives Instrument zur Verfügung, mit welchem sich gerontologische Forschungsprojekte auf ihre Qualität hin überprüfen lassen. Dass es gelungen ist, eine erste Version der Kriterienliste innerhalb von neun Sitzungen zu erstellen, zeugt davon, dass eine effiziente Zusammenarbeit mit dem Stakeholdern möglich ist. Ein weiteres Zeichen der gelungenen Zusammenarbeit ist aussderdem das Anschlussprojekt (Gütesiegel Teil 2), welches aktuell läuft und innerhalb welchem die Kriterienliste erstens geprüft, testweise angewendet und gegebenenfalls überarbeitet werden soll.

Beispiele Kriterien (Version 1.0)

2.1.1   Die Forschungsfrage wird von den Stakeholdern gemeinsam festgelegt.

2.3.1   Die Forschungsfrage führt zu einer ressourcenorientierten Sicht auf das Alter, das heisst, sie orientiert sich an den Möglichkeiten und Stärken der Person.

2.6.1   Die Forschungsfrage orientiert sich am Individuum und am Kollektiv. Sie zielt darauf ab, Erkenntnisse zu produzieren, die sowohl für Einzelpersonen relevant sind als auch für bestimmte Personengruppen sowie die Gesellschaft als Ganzes.

3.2.3   Die eingesetzten Untersuchungsmethoden nehmen Rücksicht auf die physischen und kognitiven Ressourcen der Zielgruppe.

4.1.1   Bei der Erhebung der Daten werden die Stakeholder einbezogen (z.B. Planung der Datenerhebung, Rekrutierung der Studienteilnehmenden, Befragung von Studienteilnehmenden).

6.3.1   Die Interpretationsmöglichkeiten der Daten müssen offen deklariert werden.

8.2.2   Die einzelnen Stakeholder(-gruppen) tragen dazu bei, dass die Ergebnisse in ihrem Wirkungskreis implementiert werden.

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